Das Solidarity House p.a.l.m.i.e.r. ist ein Gebäude mit 7 Wohnungen in Athen, welches im Sommer 2019 gemietet wurde, um ein kollektives und solidarisches Hausprojekt aufzubauen. Die BewohnerInnen sind um die 40 geflüchtete Menschen unterschiedlichen Alters und circa 10 verschiedener Nationalitäten. Alle lebten vorher in besetzten Hausprojekten, welche aufgrund der repressiven Politik der neuen griechischen Regierung nun nicht mehr existieren.
Nach dem langen Sommer der Migration 2015, wurden einige leerstehende Gebäude besetzt, um die Unterbringung für Menschen auf der Flucht zu gewährleisten. Als die Grenzen auf der Balkanroute geschlossen wurden, wurden diese Häuser zu Orten von Sicherheit und Freiheit, indem Sie deutlich bessere Lebensumstände für die Menschen bedeuteten als die katastrophalen Verhältnisse in den offiziellen Flüchtlingscamps. Die meisten dieser besetzten Hausprojekte waren Orte praktischer Solidarität in Selbstverwaltung und sendeten an Europa und darüber hinaus ein Zeichen des Widerstands gegen Rassismus und Anti-Migrations-Politiken. Sie bildeten zumeist eine reale Alternative der Selbstorganisierung des alltäglichen Leben und gemeinsamen transnationalen Kämpfen im Gegensatz zur immer stärker werdenden extremen Rechten und der Verbreitung von Politiken, die auf Angst und Hass basieren.
Nach den Repressionen bis hin zu Räumungen dieser Besetzungen im Sommer und Herbst 2019, blieben den ehemaligen Bewohnenden kaum alternative Wohnmöglichkeiten. Hunderte von ihnen wurden von der Polizei in weit entfernte, isolierte Flüchtlingscamps gebracht, welchen es an grundsätzlicher Infrastruktur fehlt und Menschen in unwürdigen Lebensbedingungen leben müssen. Vielen Kindern wurde Ihre Schulzeit in Athener Schulen gewaltsam unterbrochen. Durch offizielle Unterbringungsprogramme (der UNHCR, IOM, EU) wurden wenigen geflüchteten Menschen bessere Unterbringungen in Wohnungen und Hotels bereitgestellt, jedoch sind diese begrenzt und zugewiesen nach der Kategorisierung von Menschen anhand von Nationalität und „Vulnerabilität“.
Darüber hinaus ist die allgemeine Verschlechterung der Lebensbedingungen und Wohnmöglichkeiten auf den Immobilienboom zurückzuführen. Touristifizierung durch billige Flüge und Plattformen wie AirBnB, sowie Politiken zur Investitionsförderung durch „golden visa“, lassen die Mieten in vielen griechischen Städten in die Höhen schießen. In vielen Gegenden Athens haben sich die Mietpreise im Zeitraum eines Jahres verdoppelt. Das heißt, dass einkommensschwache und prekär lebende Menschen aus marginalisierten Bevölkerungsgruppen, diejenigen die unter der andauernden „Griechischen Krise“ leiden, auch diejenigen sind, die nun von dem Recht auf eine würdige Wohnsituation ausgeschlossen werden.
In diesen schwierigen Zeiten brauchen wir unbedingt alternative Wohnmöglichkeiten. Daher beschloss eine Gruppe, bestehend aus hier aufgewachsenen und hierher geflüchteten Menschen, die in der solidarischen Bewegung aktiv sind, eine langfristigere Lösung zu finden, indem sie ein großes Haus mietete. Die Idee dahinter war, ein selbstorganisiertes Hausprojekt zu gründen, das auf den Erfahrungen der letzten Jahre aufbaut und den roten Faden des gemeinsamen Widerstands von lokaler Bevölkerung und Geflüchteten weiterführt. In diesen Sommer haben wir es daher geschafft, mit wesentlicher Hilfe von internationaler Solidarität und lokalen Spenden, ein Gebäude mit 7 Apartments im Zentrum Athens zu mieten, um dort einen neuen Ort von Sicherheit und Solidarität für um die 40 geflüchtete Menschen zu schaffen.
Die Mehrheit der BewohnerInnen des neuen Hauses hat sich dazu entschieden, in Griechenland zu bleiben und braucht daher die Möglichkeit zu einem stabileren alltäglichen Leben und Zugang zu sozialen Netzwerken. Andere warten immer noch darauf, dass ihr Asylantrag überprüft wird, haben so eine weniger klare Perspektive für die Zukunft und kein gesichertes Einkommen. Das Hausprojekt versucht die verschiedenen Bedürfnisse und Kontexte zu verbinden: drei der Wohnungen sind „solidarity apartments“, welche von ungefähr 20 Frauen und Männern unterschiedlichen Alters geteilt werden. Die übrigen vier sind „family apartments“. Die gemeinsam genutzten Räume sind ein Hinterhof und eine große Dachterrasse, auf der sich auch ein Zimmer für BesucherInnen befindet.
Im Solidarity House p.a.l.m.i.e.r. möchten wir eine Gemeinschaft schaffen – basierend auf gegenseitiger Unterstützung und geteilter Verantwortung. Alle BewohnerInnen unterstützen das Grundprinzip „von jedem nach seinen Fähigkeiten, zu jedem nach seinen Bedürfnissen“. Das heißt, dass diejenigen, die ein Einkommen haben, zur Miete und den allgemeinen Kosten des Hauses beitragen. Der übrige Betrag wird von lokalen und internationalen UnterstützerInnen, sowie solidarischen Events und Spendenkampagnen getragen. Auf diese Weise ist den Personen, die keinen finanziellen Beitrag leisten können, trotzdem ein sicheres Zuhause gewährleistet, um Zeit zu haben um Energie zu tanken und Autonomie in Ihrem Leben wieder zu erlangen.
Um den aktuellen Bedarf transparent zusammenzufassen: Die Miete kostet 2.500 Euro. Die Summe der Beteiligung der Bewohnenden zur Miete beträgt 1.500 Euro pro Monat, während die restlichen 1.000 Euro durch solidarische Gelder zusammenkommen müssen. Bisher haben wir die Kosten für die Übergangszeit und die ersten Monate (inklusive Miete, Kaution und Renovierung) abdecken können. Nun brauchen wir Unterstützung, damit das Hausprojekt weiter bestehen kann. Unser erstes Ziel ist, das Haus für mindestens ein Jahr zu halten! Um auf der sicheren Seite zu sein, hoffen wir daher, 2.000 Euro pro Monat aufzubringen: Für die Deckung der Miete, Versicherung des Gebäudes, Logistik und die Kosten notwendiger Renovierungen (das Heizsystem zu reparieren würde beispielsweise 4.500 Euro kosten), aber auch, um Schwankungen der Mietkostenbeiträge der BewohnerInnen ausgleichen zu können.